Vieleicht kennt nicht jeder den Autor Reda El Arbi, deshalb möchte ich euch diese Geschichte nicht vorenthalten. Als allein reisender Mann gerät er in den Thailand-Ferien unter Verdacht, Sextourist zu sein.

Letzte Woche war ich aufgrund meiner Herkunft mal wieder Vorurteilen ausgesetzt. Nein, nicht des arabischen Namens wegen, sondern weil

ich Schweizer bin.

 

«Wenn Sie einheimische Damen aufs Zimmer bringen, müssen Sie sie anmelden», sagte die freundliche Dame an der Réception des 4-Stern Hotels auf Koh Samui, als ich eincheckte. Mit einheimischen Damen» meinte sie Prostituierte.

 

Als allein reisender Mann in Südostasien – also Thailand, Vietnam oder

Kambodscha – wird man überall als Sextourist eingestuft.

Sogar meine Bekannten hier in der Schweiz schauten mich schief an, als

ich ihnen mitteilte, ich würde ganz alleine in Thailand Urlaub machen.

Meine Erklärung, ich sei schon seit Jahren in Südostasien unterwegs und

hätte da auch schon über Entwicklungsprojekte geschrieben und dass ich

sogar ein Patenkind in Kambodscha finanziere, liess sie die Augenbrauen nur noch mehr heben.

Als ich später auf meinem Roller an den nächsten Strand fahre, rufen

mir die Mädchen vor den Bars am Strassenrand nach: «Hey, sexy man!»,

«Do you love girls?» «I go with you!» Ich, mit meiner europäischen Erziehung,

bin etwas beschämt, klammere mich am Lenker fest und schaue angestrengt nach vorne auf die löchrige Strasse. Natürlich könnte ich mich darüber empören, dass ich doch so gar nicht dem gängigen Bild des alten, fetten, vulgären Sextouristen entspreche. Aber so einfach ist die Angelegenheit nicht.

Das Klischee des Widerlings trifft nämlich nur auf die wenigsten Sextouristen

zu. Es gibt sogar Urlaubsfreier, die gar nicht wissen, dass sie Sextouristen

sind.

 

Der junge Traveller

Da wär zum Beispiel Marc, 23, der Grafikdesign studiert und eigentlich

ein halbes Jahr reisen wollte. Ich begegne ihm beim Einkaufen im 7/11, er erkennt mich an meiner Freitag-Tasche als Schweizer.

Wir plaudern bei einer Zigarette vor dem Shop. Seine thailändische

Begleitung wartet stumm ein paar Meter daneben. «Bei uns ist es ganz

anders, bei uns ist es Liebe!», sagt er.

Er ist offenbar gewohnt, seine Beziehung zur jungen Thailänderin, die

ihn begleitet, zu erklären. Er habe sie an einer Party kennen gelernt, sie

hätten geflirtet und dann habe es gefunkt.

Ein ganz normaler Ferienflirt also. Oder doch nicht? Natürlich habe er

ihr Geld geliehen, da ihre Familie gerade in einer Notlage sei und er sich

da ja nicht so verschliessen könne.

Jetzt ist leider sein Geld schon nach zwei Monaten aufgebraucht, und er

hat noch ein paar Stunden, bevor er mit Boot und Bus nach Bangkok reisen

und dann den Flug in die Schweiz nehmen muss. Und er will in der

Schweiz gleich wieder Geld verdienen, sodass er in einigen Wochen oder

Monaten zurückkommen kann. Oder wenigstens noch etwas Geld schicken.

Die junge Dame wird ihn sicher vermissen. Schliesslich ist er jung, hat

sie gut behandelt und sie für ein paar Wochen von den drängenden finanziellen

und sozialen Problemen erlöst. Als Mitreisende musste sie

sich nämlich nicht in Bars Abend für Abend an neue Kunden verkaufen,

wie es die etwas älteren Kolleginnen tun müssen. Sie wird sogar mit ihm

skypen, wenn es ihre neue Begleitung, die sie möglichst schnell nach seiner

Abreise finden muss, irgendwie zulässt.

Mit einem «festen Freund», der bezahlt, kann sie auch dem sozialen Stigma

entfliehen. Man merkt zwar die leichte Herablassung ihr gegenüber,

wenn sie im Restaurant von einer anderen Thai bedient wird, aber nur,

wenn man sich ein wenig auskennt.

 

Der unverheiratete Freund

Manuel, Schweizer spanischer Herkunft, 54, begegne ich an unserem

Hotelpool. Daheim in einem handwerklichen Beruf recht erfolgreich, begleitet

er seinen besten Freund und dessen Frau auf einer Kulturreise

durch Südostasien. Das Land des Lächelns, Angkor Wat, Naturwunder

in Vietnam, das ganze Programm.

Seine zierliche Begleitung sitzt im Schatten an der Poolbar, Thais gehen

nicht so gerne schwimmen. Sie wirkt etwas gelangweilt. Er hat sie am

zweiten Abend in der Bar kennen gelernt. Eine fröhliche Frau um die 40,

die so viel über seine Witze gelacht hat wie keine Frau mehr in Europa

seit seiner Zeit in den Clubs Ende der 90er. Aber selbst damals scheint er

nicht besonders viel Erfolg bei den Frauen gehabt zu haben. Er ist ein

netter Kerl, wirkt eher unsicher und war auch in seiner Jugend nie ein

Brad Pitt.

Er ist eine leichte Beute, und sein Herz flog seiner neuen Bekannten innert

Minuten zu. Natürlich wird er sie an diesem Abend einladen, die

kleine Gruppe auf der Reise zu begleiten – über das Finanzielle müsse

sie sich keine Gedanken machen, das regle er. Kann er sich doch leisten.

Dieses Arrangement führt zu eisigem Schweigen beim Nachtessen. Die

Frau des besten Freundes ist überhaupt nicht begeistert, ihre Reise in Begleitung

einer Prostituierten verbringen zu müssen. Für alle ist der Deal

offensichtlich, nur für Manuel nicht. Er wird sich überlegen, ob er seine

neue Freundin nach den Ferien nach Hause nachkommen lassen soll.

Aber das verfliegt, sobald er wieder in seinem gewohnten Umfeld ist und

im Meer der Hormone wieder Ebbe herrscht.

 

Der spirituelle Suchende

Andreas ist Deutscher, 41, topfit und lebt seit ein paar Tagen im Bungalow-Resort

nebenan – ein eleganter Gesundheitstempel mit Rohkost, veganen

Menüs und Ayurveda- und Meditationsangeboten. Wir plaudern,

während er missbilligend auf meine Zigarette schaut. Er hat gerade einen

Yoga-Retreat in Indien hinter sich und will sich noch etwas erholen,

bevor er zurück nach Europa muss.

Er ist geschieden, hat ein Leben mit Frau, Kindern und erschöpfender,

aber sehr erfolgreicher Karriere hinter sich. Ein Burn-out zwang ihn letztes

Jahr, seine Lebenseinstellung und seine Werte zu überdenken. Hier

in Thailand öffnet er sich einer ganz neuen Kultur, einer ganz neuen Lebensweise,

dem Zauber Asiens.

Der Zauber Asiens ist 23 und sehr hübsch. Sie begleitet ihn auf seinen

endlosen Tempelbesuchen und während er in Meditationsworkshops

nach dem Sinn des Lebens sucht; dann sitzt sie gelangweilt im Strandcafé

und spielt mit ihrem neuen iPhone. Er erzählt mit leuchtenden Augen

von seiner spirituellen Reise, vom Buddhismus und vom neuen Sinn

des Lebens. Am Morgen war er in der Inselhauptstadt, um ihr noch einen

Satz neuer Kleider zu kaufen, bevor er weiterreist. Er sieht das nicht

so eng mit Beziehung und so. Er spürt die neue, antibürgerliche Freiheit,

das Öffnen des Chakras, die Seelenverwandtschaft, das Auflösen des

Ichs, was auch immer. Ende Woche wird er ihr noch einen Batzen dalassen

und in seine Welt aus Arbeit und Leistung zurückkehren. Nach anstrengenden

Meetings wird er das eine oder andere weise Zitat aus seinen

Meditationsbroschüren von sich geben und sich in den Zauber Asiens

zurückwünschen. Ich mag ihn nicht.

 

Die Hangover-Clique

Es ist der erste Vollmond des Jahres, auf der Nachbarinsel Koh Phangan

findet am Wochenende die grosse Fullmoon-Party statt. 20000 Menschen,

die sich am Haad-Rin-Strand zu schlechter Technomusik die

Kante geben. Am Big-Buddha-Pier warten Gruppen junger Deutscher,

Schweizer und Engländer auf die Überfahrt Richtung Parts-Island. Sie

besuchten bereits Sexshows in Bangkok, tranken Selbstgebrannten mit

Schlangen- oder Skorpionstückchen in Laos, versuchten Drinks mit psychedelischen

Pilzen am Mekong, und sie werden an diesem Wochenende

Pillen einwerfen, deren chemische Zusammensetzung sie nicht mal

buchstabieren könnten.

Sie lassen sich vom Kinohit «Hangover II» inspirieren und reisen von

Beachparty zu Beachparty. Natürlich werden sie an der Party von jungen

Thaimädchen umschwärmt. Und natürlich werden sie Sex kaufen wie

Drinks. Das gehört ihrer Ansicht nach einfach dazu. Einige werden die

Thaimädchen noch ein paar Tage bei sich behalten, um den Kater mit

billigem Sex zu bekämpfen, bevor sie sie auf der Insel genauso zurücklassen

wie die geleerten Flaschen am Strand. «Yolo», werden sie grölen,

wenn sie aufs Boot steigen, «You only live once».

Der Antifeminist

Der Treff der Auswanderer und regelmässigen Thailandreisenden ist eine

Pizzeria. Europäisches Essen hat bei den Ausgewanderten einen hohen

Stellenwert. Hier trifft man die klassischen Sextouristen und die älteren

Herren, die gleich mit ihrer ganzen Pension nach Asien gezogen

sind. Zum Beispiel Heinz. Heinz ist 64, und er hält nicht viel von Frauen.

Also von europäischen Frauen. Er denkt, dass die Frauen in Europa

sich durch die Emanzipation von der Weiblichkeit entfernt hätten. Das

schliesst er aus seinen persönlichen Erfahrungen, also aus den Situationen,

in denen sich Frauen nicht an seine Vorstellungen gehalten haben.

Es sei kulturell bedingt, meint er. Die Frauen in Thailand seien eben zarter,

femininer. Die europäischen Frauen seien frigide und anmassend.

Deshalb begann er vor zehn Jahren, regelmässig in Thailand Urlaub zu

machen. «Die Mädchen hier sind billig, und sie machen, was man will»,

sagt er. Er versteht nicht, dass ich mich hier nicht «austobe», nicht «die

Sau rauslasse». Seine Kollegen an diesem Abend, zwei Touristen aus der

Schweiz und Deutschland, haben sich für den Abend schon was vorgenommen:

ab in die nächste Kontaktbar, wo sie sich die Begleitung für eine

Nacht kaufen. «Man kann sich locker zwei Girls leisten», sagt einer

begeistert.

Heinz bleibt in der Pizzeria, schliesslich ist er jetzt verheiratet. Leise erzählt

er mir, dass er nun auf eine andere Insel müsse, wenn er etwas

«Spass» haben wolle. Seine Frau sei da nicht so verständnisvoll. Sie habe

gleich nach der Heirat angefangen, «schlechte Angewohnheiten» zu entwickeln.

Was er dem westlichen Einfluss zuschreibt. Er ist hier so unglücklich

wie zu Hause.

 

Der Ladyboy-Kunde

Einer von Heinz’ Freunden kauft sich hier keine Frauen. Also keine richtigen.

Er verbringt seine Zeit im Bett mit Ladyboys, mit Transsexuellen.

Ladyboys waren in Thailand Teil der Kultur, junge Männer, die lieber

als Frauen leben wollten, waren als eine Art «drittes Geschlecht» gesellschaftlich

akzeptiert, und auch heute haben sie sozial einen höheren Status

als Prostituierte. Oft arbeiten sie nicht als Prostituierte, sondern haben

einen normalen Tagesjob als Verkäuferin und sind abends dann in

Variété-Shows zu sehen. Aber einige sind auch käuflich.

Heinz’ Freund ist natürlich nicht schwul, wie er mir immer wieder versichert.

Im Gegenteil! Schliesslich entsprechen die Ladyboys mit ihren Silikonbrüsten

und ihrem affektierten Flirten so übertrieben den westlichen

Vorstellungen von Weiblichkeit, dass es schon beinahe ironisch ist.

Heinz’ Freund verschweigt zu Hause nicht, dass er sich in Thailand Sex

kauft. Er verschweigt nur, dass seine Mädchen nicht als Mädchen zur

Welt kamen. Das wäre ihm dann zu peinlich.

Thailand ist ein Männerland. Man fährt grosse Trucks, trinkt billigen

Fusel und geht am Wochenende auf die Shooting-Range, um mit einer

AK-74 auf die humanoiden Schiessscheiben zu ballern. Und die Frauen

sind willig.

Aber die Frauen sind nicht wirklich «willig», sie haben sich nicht mit 16

für eine Karriere als Prostituierte entschieden. Meist werden sie sehr

jung in den ärmeren Dörfern im Norden, im goldenen Dreieck, mit falschen

Versprechungen angeworben und sind danach Eigentum ihrer Zuhälter.

In den letzten dreissig Jahren wurde Prostitution zu einem sehr

starken wirtschaftlichen Faktor, was immer mehr Nachschub erfordert.

Oft reichen die Thaimädchen nicht mehr aus, um die Gier nach billigem

Sex zu sättigen.

Im ärmeren Kambodscha werden sogar Kinder verkauft, die ihre ersten

Jahre in Bordellen für Pädophile verbringen, um dann, wenn sie zu alt

sind, illegal über die Halbinsel Koh Kong nach Thailand verfrachtet zu

werden.

In Bangkok, Pattaya und auf den Inseln sind europäische und russische

Zuhälter auf Einkaufstour, um die Nachfrage in den Sexclubs zu Hause

zu decken. Frauen sind hier Ware. Für viele Prostituierte ist das dann

das goldene Los. Aber was für ein Leben hat eine Frau bisher geführt,

wenn die Aussicht, einen europäischen Freier zu bekommen, oder –

noch besser – in einem europäischen Puff zu landen, eine erstrebenswerte

Zukunftsperspektive ist? Die Sex-Mafia ist polizeigeschützt, und man

munkelt, dass sogar das Militär seine Taschen mit den Profiten aus dem

Markt mit den Mädchen fülle.

In Südostasien herrscht das Patriarchat, Frauen sind als Menschen weniger

wert. In Thailand heiraten Frauen nicht, weil sie so verliebt sind. Sie

heiraten, um eine finanzielle und soziale Sicherheit für ihre Kinder aufzubauen.

Sie würden oft auch nur die Sicherheit nehmen und auf den

Mann verzichten. Prostitution war schon immer eine Möglichkeit für

Frauen, die aus dem sozialen Verbund gefallen waren, sich eine finanzielle

Existenz aufzubauen. Aber der Sextourismus hat aus einer sozialen

Überlebensstrategie einen gefrässigen Markt gemacht, in dem die lä-

chelnden Damen das Produkt sind.

Ich nehme es den Frauen, die ihre Körper ausstellen, die mir nachpfeifen

und auf mein Geld oder auf meine Liebe hoffen, nicht übel. Sie tragen

keine Schuld, weder an ihrem Schicksal noch an der Art, wie ich als europäischer

Mann unter Generalverdacht stehe. Dafür tragen die gedankenlosen

Sexkonsumenten aus meiner Heimat die Verantwortung. Die

Nachfrage bestimmt das Angebot.

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Auf dem Postweg

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Immer mehr SchweizerInnen wählen Thailand als ihren Wohnsitz, sei es als arbeitstätige Rentner oder durch Familiengründung. Schätzungsweise 7500 SchweizerInnen sind es heute.